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Diesmal von Napoleon SeyfarthKolumne

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Schwule schmökern schwulstige Schwarten?

Für Norbert vom Akaziencopyshop

Lesben lesen lediglich Leichtgewichtiges im Lotterbett? Oder lesen Homosexuelle beiderlei Geschlechts gar nur Kontaktanzeigen und begnügen sich ansonsten mit Big Brother und den Golden Girls? Die Anzahl der schwul-lesbischen Verlage spräche eigentlich gegen eine solche Vermutung.

Dieser Tage feiert der Verlag rosa Winkel sein 25-jähriges Bestehen. Erst 25 Jahre erstaunte ich innerlich bei der Nennung dieser Zahl. War ich doch angesichts des Verlegers und eingedenks meiner Erinnerung davon ausgegangen, dass diese gute Muhme des schwulen Verlagswesens schon seit jeher existiert hatte. War es nicht Tante Rosa Winkel gewesen, die schon vor 900 Jahren die Edda als altisländischen Aidsroman in althochdeutscher Sprache herausgegeben hatte? Und wurde die Berufsbezeichnung „Verleger“ nicht schon vor 250 Jahren von Egmont Fassbinder erfunden, als er gerade wieder einmal ein eingesandtes Manuskript in seinem spanischen Ferienhaus derart verlegt hatte, dass es nimmermehr gefunden ward?

Auch andere lesbischschwule Verlage präsentieren sich dieser Tage wieder auf der Frankfurter Buchmesse. Gemein ist all diesen Kulturinstitutionen, dass sie statt einer Buchhaltungsabteilung besser eine Gruppe sizilianischer Klageweiber beschäftigen sollten. Denn im Jammern und im Klagen über ihre jeweilige finanzielle Situation können sie es allemal mit der „taz“ aufnehmen, die ja auch seit ihrer Gründung von Damoklesschwert des Konkurses bedroht scheint und mit diesem Zustand prächtig überlebt.

Besonders intensiv wird diese Klage über mangelnde finanzielle Ressourcen, wenn schwule Autoren für diese Verlage einen Beitrag für Bücher und Anthologien abliefern und es an die Honorarverhandlungen geht. Dann feiert das längst vergessene Wort von der schwulen Solidarität wieder fröhliche Urständ, verknüpft mit dem moralischen Vorwurf: Hast Du denn kein Herz für arme schwule Projekte?

Nun, von schwuler Solidarität kann zwar zumindest ich nicht meine Miete bezahlen. Aber mein gutes katholisches Herz ließ sich immer wieder breitschlagen und lieferte Texte zu Dumpingpreisen. Dafür sorgte dann die heterosexuelle Mainstream-Verlagslandschaft, dass ich mit den dort gezahlten Honoraren zumindest meine beiden Kater und meine vielen Barkeeper ernähren konnte. Für den Einbau massiv goldener Badezimmerarmaturen sorgten zudem die horrenden Honorare, die ich von der SIEGESSÄULE für das Schreiben meiner Kolumnen ausgezahlt bekam.

Ich wünsche den schwullesbischen Verlagen zumindest, dass sie noch lange existieren werden. Und wenn sie in 50 Jahren noch nicht Konkurs gegangen sind, dann werden sie immer noch jammern und klagen.


Don, 26. Okt 2000

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